Tod an der Gera by Schendel Katharina

Tod an der Gera by Schendel Katharina

Autor:Schendel, Katharina [Schendel, Katharina]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783863582371
Herausgeber: Emons
veröffentlicht: 2015-03-20T16:00:00+00:00


15

»Ich glaube, ich tauge nicht besonders für die Detektivarbeit«, bemerkte ich beim Frühstück zu Herrn Takeo, der putzmunter und hoch interessiert die lokale Tagespresse studierte.

Er sah mich mit erstaunten Augen an. »Schmunk, wovon reden Sie? Sie waren großartig.«

»Nein, darum geht es nicht. Sie brauchen mich nicht zu bauchpinseln. Es sind die Methoden, mit denen ich nicht zurechtkomme.« Die Wahrheit war: Ich schämte mich. Am meisten vor mir selber. Einbruch und Diebstahl – und ich mittendrin! Schmunk, du Elender, was war nur aus dir geworden? Dass ich dabei auf der Seite der Guten stand, half mir wenig, meine Skrupel zu besiegen. Heiligte der Zweck etwa die Mittel? Wohl kaum. Was wir getan hatten, war kriminell und einfach nicht richtig. Meine arme Mutter würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie davon wüsste. Nie wieder, Schmunk, nie wieder!

Mit einer raschen Bewegung faltete Herr Takeo die Zeitung und legte sie zur Seite. »Das Bild, nicht wahr? Das ist des Pudels Kern. Sie haben ein Problem damit, weil wir es mitgenommen und versteckt haben. Aber wir haben es als wichtiges Beweisstück beschlagnahmt und damit gewährleistet, dass es nicht noch einmal verschwindet.«

»Ich weiß. Trotzdem fühle ich mich schrecklich.« Wenn das nur alles endlich vorbei wäre und ich meine geliebte Ordnung und meinen Seelenfrieden zurückhätte. Was würde ich dafür geben!

Herr Takeo lächelte. »Nichts gegen Ihre Skrupel. Aber wenn alle Menschen so wären wie Sie, könnte ich für den Rest meines Lebens Urlaub machen und auf die Bahamas ziehen. Dann gäbe es nämlich gar keine Verbrechen.« Er nippte an seinem grünen Tee. »Mal im Ernst. Mit Ihrem Wissen über die Vergangenheit dieser Stadt sind Sie ein sehr wertvoller Begleiter für mich. Ich schätze Sie und brauche Sie an meiner Seite. Und zwar genau so, wie Sie sind.«

In dem Moment betrat Isolde die Wohnung. Ganz im Gegensatz zu meiner Stimmungslage war sie von unserem gestrigen Abenteuer schier begeistert. Mit strahlenden Augen setzte sie sich zu uns an den Küchentisch, löffelte Quetschenmus und verkündete, dass sie für künftige Observationen nur allzu gern bereitstehen würde.

In bester Gentleman-Manier machte Herr Takeo eine höfliche Verbeugung. »Vielen Dank, das ist sehr freundlich. Sollte es nötig sein, komme ich gerne auf dieses Angebot zurück.«

Dann wandte er sich wieder mir zu. »Wie wäre es mit ein wenig Archivarbeit?« Er wedelte mit der Zeitung in der Luft.

Mir fiel ein gewaltiger Hinkelstein vom Herzen. »Archivarbeit? Jederzeit. Dafür bin ich genau Ihr Mann.«

Das Archiv des »Thüringer Boten« war in einem lang gestreckten Gewölbekeller untergebracht. Wo einst schwere Eichenfässer lagerten, standen nun vollgepackte Schränke und Regale. Wie ein Scheinwerfer flutete die Deckenlampe taghelles Licht in den fensterlosen Raum.

Aufgrund meines Amtes als Stadtchronist wurde mir jederzeit uneingeschränkter Zugang zu den Archiven gewährt. Außerdem kannte ich die Zeitungsschreiber gut genug, sodass man mir bloß einen Schlüssel in die Hand drückte und mich bei meiner Arbeit ungestört ließ.

Ich genoss die Vertrautheit, die dieser Raum ausstrahlte: die Berge aus altem vergilbten Papier, die wohltuende Ruhe, welche von dem regelmäßigen Ticken einer Uhr begleitet wurde. Hier war ich in meinem Element. Es würde mir ein



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